Gruenderin Alicia Hinon im Podcast

S03-E04 Tech-Gründerin Alicia Hinon

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Ich bin Coach für Themen wie Präsentation, Präsenz, Auftritt, Lampenfieber. Ich begleite Menschen dabei, souverän mit dem persönlichen Verhältnis zum eigenen Produkt umzugehen: Wenn Du etwas entwickelst und verkaufst, egal ob Produkt oder Dienstleistung, steckt Dein Herzblut darin.

Seriengründerin, Tech-Gründerin, Dozentin, Expertin für digitale Transformation und fast Bürgermeisterin von Berlin. 2 Minuten Podcast Interview und wir sind schon mitten im Thema: „Für Unternehmen, die sich nicht um Ihre Mitarbeitenden kümmern, gibt es einen wirtschaftlichen Nachteil!“, sagt Alicia Hinon, als es zum Thema Hitze und Hitzefrei in Unternehmen kommt. Sie wirbt für frühzeitige und langfristige Reaktionen auf planbare Dinge, wie zum Beispiel Heiße Tage und dementsprechend Hitzefrei, die gemeinsam mit den Mitarbeitenden besprochen und definiert werden sollen.

Das 8-8-8 Modell hat ausgedient.

Der Unternehmer oder die Unternehmerin startet mit der Maßgabe: „Ich muss wirtschaftlich sein. Und entweder Du arbeitest so oder Du bist raus.“ „Es wird zu viel Wert gelegt auf die Zeit“, sagt Alicia. 8 Stunden Arbeiten, 8 Stunden Schlafen und 8 Stunden Freizeit. Die Zeitfrage ich ein fundamentales Problem der heutigen Zeit. Gerade in Deutschland wird Arbeitsleistung nur in Zeit gemessen.

Welches Maß ist besser?

Ziele setzen, die man gemeinsam erreicht in einer Zeitspanne. Zeit ist nicht unwichtig, aber es geht primär darum, das Ziel zu erreichen – gemeinsam. Es gibt das System der OKRs, Objective Key Results, dort wird in erster Linie mit Zielen und Aufgabenpaketen hantiert, wie man zu diesen Zielen hinkommt. Wie jemand zu dem Ziel kommt, ob er/sie delegiert, oder Dinge an sich nimmt, ob er nachts oder morgens arbeitet, remote oder vor Ort – ist dafür unerheblich.

Klingt nach einer Arbeitskultur, in der sicher viele gut zurechtkommen, die viele Unternehmen sich zumindest auf die Fahne schreiben. Es geht um die persönlichen Ziele, persönliche Motivationen. Wie findet Alicia Mitarbeitende, die zu Ihrem Unternehmen passen?

Objektivität im Vorstellungsgespräch?

Viele Recruiter:innen stellen die immer gleichen Fragen, schreiben Fragmente der Antwort mit, um sie mit den Antworten anderer Bewerber:innen zu vergleichen. Alicia macht das anders. Sie möchte „den grundsätzlichen Vibe“ rausfinden, sie fragt: „Welcher Mensch bist du?“ „Was motiviert dich?“ Dem oben angesprochenen Versuch der Objektivität kann Alicia nichts abgewinnen. Um sie zu zitieren:

„Hire for attitude and train the skills! Wenn ich fühle, dass es da eine Gemeinsamkeit gibt, lässt sich daraus etwas entwickeln.“

Alicia Hinon

Wir haben verlernt, uns selbst auch wichtig zu nehmen. Ich plädiere eindeutig dafür, auf die eigene Stimme zu hören. Klar gibt es Menschen, die 60-70 Stunden über durchpowern können über ein paar Wochen, aber langfristig zeigen sich Konsequenzen. „Ich fordere das ein. Ich glaube, die Menschen, mit denen ich arbeite, die würden das auch nicht akzeptieren, dass es andere Herangehensweisen gäbe.“ Auf die Frage, wie Alicia das einfordert, sagt sie: „Eher anders herum, ich gehe mit gutem Beispiel voran. Ich mache das. 2-mal die Woche Sport eintragen mittags. Und dann möchte ich, dass meine Mitarbeiterinnen wissen, ich versuche zu dem Zeitpunkt Sport zu machen!“

„Niemand hat am Sterbebett gesagt: ich hätte gerne mehr gearbeitet!“

Tech-Gründerin Alicia Hinon

Wenn wir uns nur als Menschen begreifen, die für irgendwen arbeiten, bezahlt werden, um uns Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen, läuft etwas schief. „Ich bin nicht ohne Grund Entrepreneurin. Für mich wäre das nichts, 8 Stunden abzureißen und so ein Leben zu führen!“, sagt Alicia sinngemäß.

Die Seriengründerin lässt Ihre Haltung in eigene Unternehmen fließen. Sie hat eine Kapitalgesellschaft, eine Stiftung und ein eingetragener Verein. Wovon wird sie angetrieben? „Etwas in der Welt zu verändern, etwas in der Welt zu verbessern.“

„In der Art und Weise, wie wir wirtschaften, richten wir nicht nur unsere Welt zu Grunde, sondern auch uns selbst.“ Vor 10 Jahren trieb Alicia das Thema Wirtschaft um, Wirtschaftsformen, die im VWL und BWL-Studiengängen nicht gelehrt werden.

Ihr erstes Start-up war ein Blockchain-Startup zur Verbesserung des Pflege Sektors. „Ich dachte, ich hab‘ den heiligen Gral gefunden und alle Menschen müssen doch sehen, dass das gut ist. Ich war im Gesundheitsministerium und da wurde mir gesagt: „kommen Sie in 20 Jahren wieder, die Gesellschaft ist noch nicht reif!“ Diese Form der radikalen Ideen funktioniert nicht. Viele Menschen wissen nicht, wie die neue Welt aussehen kann. Die Beharrungskräfte in der Gesellschaft sind zu groß. Nach dieser Erfahrung beschäftigte sich Alicia mit dem Thema Transformation. Sie weiß nun für sich, dass es nicht nur die Idee ist, sondern die Änderung aller bestehenden Strukturen.

Im Zuge der Realisierung des Start-ups fand Alicia ihren Co-Founder. Da er nicht auf Blockchain stand, fanden sie ein neues Thema: „Eine smarte Hand!“

„Wir sind mit Technik umgeben und wir nutzen unsere Hand komplett unterevolutionär!“ Wenn man die Hand hinter den Rücken nimmt und dort Finger ausstreckt, weiß das Hirn, wie viele Finger ausgestreckt sind, ohne es zu sehen! So weit so gut, Hände sind wichtig. Aber eine smarte Hand? Die Idee sollte in einem medizinischen Handschuh münden, der mit Ultraschall und weiterer Technik eine Erstdiagnose erstellen kann, wenn großes Gerät fern ist. Sicherheitshandschuhe oder Sporthandschuhe sind weitere Ideen. In Deutschland ist die Idee leider gescheitert wegen der Dokumentationsanforderungen bei Medizingeräten. Nächste Idee: Reparaturhandschuhe. Ein kleines Display im Handschuh zeigt dem oder der geneigten Reparateur:in den nächsten Arbeitsschritt für die Reparatur eines Geräts.

Für Alicia ist es ein Anliegen, Technologie so zu benutzen, um Ressourcen zu schonen und die Welt besser zu machen.

„Eine Sache, die ich im Start-up Leben gelernt habe, ist zu erkennen, wann Dinge zu Ende sind.“

sagt Alicia Hinon im Gespräch

Während Covid sank das Interesse von Firmen, mit Start-ups zusammen zu arbeiten, die Auftragsbücher wurden geschlossen. Das bedeutete für viele Ideen: Endstation Rollcontainer, in die Schublade, bis andere Zeiten kommen.

Auf dem Weg in die Politik – die Fast-Bürgermeisterin von Berlin

„Ich möchte eine positive Wahrnehmung von Technologie! Ich bin optimistisch, ich möchte mein Wissen von Ökonomie, Innovation und Start-up für etwas Gutes einsetzen!“

sagt Alicia Hinon

Der Claim der Klimaliste von Berlin, war es, einen Klimaplan zu schreiben mit konkreten Maßnahmen, wie Berlin vor der Klimakatastrophe geschützt werden kann. Das sprach Alicia an. Sie ließ sich aufstellen für ein politisches Amt – Bürgermeisterin von Berlin. Das braucht viel Sichtbarkeit für das Thema, viele Mikrophone nahmen in dieser Zeit Alicias Stimme und Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit auf. Heute ist Alicia zu dem Schluss gekommen, dass sie im wirtschaftlichen Bereich wirksamer für das Thema Klimaschutz sein kann und hat ihre politische Karriere erst mal zu den Akten gelegt. Den Klimaplan gibt es allerdings immer noch!

„Wir müssen weniger arbeiten!“

Es gibt einen enormen Raubbau an unserer Erde. „Alles, was nicht in unseren Gewinn- und Verlustrechnungen erscheint, blenden wir aus“ also alles, was als externe Kosten gekennzeichnet ist, ruht sich auf Dinge aus, die wir als unveränderlich wahrnehmen, wie die Luft, die wir atmen, soziale Arbeit, Ressourcen, die uns bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Würde man die einpreisen, in das, was die Erstellung kostet, wären die Produkte nicht mehr wirtschaftlich.

Die Art und Weise, was wir als Arbeit bezeichnen, muss ich ändern. „Die Menschen in Deutschland verbringen im Jahr so viel Zeit mit Fernsehen, sie könnten in der gleichen Zeit 100 Wikipedia schreiben!“ Wir brauchen eine andere Herangehensweise für Themen wie soziale Arbeiten, Teilhabe, Beteiligung an Politik, Care Arbeit. Wie viele Leute schaffen es noch, sich ehrenamtlich zu engagieren? „Ich glaube, dass Menschen viel, viel mehr tun wollen. Aber wir müssen arbeiten und Geld verdienen!“ Viele ehrenamtliche habe keine Zeit, noch mehr zu tun.

Die europäische Union setzt eine Maßgabe auf, dass die Arbeitszeiten erfasst werden. In Alicias Augen ist das die falsche Herangehensweise. Es müssten Maßnahmen her, die es den Menschen ermöglicht, aktiv weniger zu arbeiten. Wie das geht? Über Anreize. Über gute Beispiele.

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Das Klima in Berlin, die Klimaliste, der Klimaplan … eine Stadt, die die klügsten kreativen Köpfe anzieht, könnte Vorreiter sein… ist es vielleicht schon? Berlin, der Ort, der das Thema Klima visionär, lösungsorientiert – sowohl präventiv als auch im Umgang mit den konkreten und nicht abwendbaren Folgen – angeht oder angehen könnte? Darüber müssen wir mit jemandem sprechen, die/der in diesem Feld aktiv ist, Gestaltungsmöglichkeiten hat. Eine Person, die sagen kann, was aktuell schon geschieht und wo die Reise hin geht. … Natürlich Franziska Giffey!

Wir haben Frau Giffey umgehend für ein Interview angefragt. Doch ihr Büro erklärt uns, dass da ihrerseits kein Interesse besteht.

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