#16 die erste Fake-Rechnung ist da: wir sind ne richt’ge Firma

Hier veröffentlichen wir kurze Tagebucheinträge von Gründerinnen, die aus Ihrem Gründungsalltag erzählen. Wenn auch Du einen Eintrag einreichen möchtest, schreib uns gerne über unser Kontaktformular.

Es ist offiziell. Wir sind eine Firma. Nicht, weil wir im Handelsregister ständen, oder weil wir eine beglaubigte Urkunde des Notars hätten, oder Webseiten, oder Kund:innen. Nein. Wir haben unsere erste Fake-Rechnung der WGD GmbH „Gewerbe und Registerzentrale“. Diese sehr vertrauenswürdige Gesellschaft ohne Webseite, ohne Adresse, aber mit Kontonummer möchte 916,40. „Zahlbar binnen 3 Werktagen nach Erhalt“. Auf der Rechnung steht nicht mal eine Nummer, dafür viele Informationen über uns. Sogar über das Stammkapital.

Hinterlegung Handelregister Eintrag (gem. §14 BGB, §611 BGB)______ 690,00 €

Sonderzuschläge / Abschläge       ________________________________ 100,00 €

Zzgl. 16% gesetzl. Umsatzsteuer         ___________________________ 126,40 €

916,40 €

Da wir über alles reden, habe ich direkt meine Geschäftspartnerin angerufen. Ich war in Eile gewesen und hatte nur ein Foto gemacht. Da sagte Sie: „Ich frage erst mal den Notar. Wir hatten ja bei der Gründung ein schreiben bekommen, dass wir nur Rechnungen der Oberlandeskasse Stuttgart bezahlen sollen!“

Und schon erinnerte ich mich wieder an das vollbedruckte Din A4 Blatt vom Notar, das uns auf eben diese Praktiken von unbekannten Scharlatanen hinwies. Dann passierte vieles gleichzeitig. Ich war sauer auf mich, dass ich es nicht direkt gecheckt habe und doch so unendlich dankbar für meine wachsame, achtsame und gedächtnisstarke Partnerin. Es ist ein Segen, nicht alleine mit diesen Situationen umgehen zu müssen.

Im Laufe des Tages überlegte ich weiter. Dieser Brief hat uns beide jeweils 10 Minuten Gespräch gekostet. Außerdem wollen wir sicher gehen, ich hab‘ den Brief gescannt und abgelegt, wir werden nochmal beim Notar nachfragen, ob und wo man so einen Brief melden kann. Das dauert ja auch noch mal 15 Minuten, mit Smalltalk, „der Herr Notar ist gerade nicht da, versuchen Sie es später nochmal“, dann endlich durchkommen, besprechen. Dann werden wir wieder darüber reden danach, min. 15 Minuten jeder. 20 min + 15 min + 30 min, sind wir mal gnädig, eine Stunde.

Ich denke, ich werde dieser Firma jetzt auch mal eine Rechnung schicken:

Aufwandsentschädigung   1 Stunde_____________________________150,00 €

Sonderzuschläge wegen Ärgernis  _____________________________  75,00 €

Zzgl. 16% gesetzlicher Umsatzsteuer ___________________________ 36,00 €

261,00 €

Leider gibt es keine Adresse…. Also: wenn Sie das lesen WGD: ich erwarte ihre Zahlung 5 Tage nach Lesen dieses Eintrags. Ich lege auch ne Dankeskarte dazu für den Lerneffekt.

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