#9 Lampenfieber verstehen

Hier veröffentlichen wir kurze Tagebucheinträge von Gründerinnen, die aus Ihrem Gründungsalltag erzählen. Wenn auch Du einen Eintrag einreichen möchtest, schreib uns gerne über unser Kontaktformular.

Eine unserer Interview-Partnerinnen. Eine Frau, die es echt geschafft hat, wie man so sagt, hat gesagt: Wir sind alle unsicher.

Sie sagte das mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es sich einfach nur gut anfühlte. Denn tatsächlich mache ich mehr und mehr die Erfahrung, dass die am sichersten auftretenden Menschen oft ganz viel Sicher-Fassade vor ihr Gesicht gemalt haben. Dass die, die sagen „Hey, hier bin ich einfach unsicher“ oft souveräner sind als die, die mit Zahnpasta-Lächeln und breiten Schultern den Eindruck erwecken wollen, es noch nie gewesen zu sein.

Ich denke immer wieder mal über Unsicherheit nach. Es war von Anfang an Teil meines Berufes. Ich stehe auf der Bühne und es gab Jahre, da tat ich genau das nicht, weil ich mich vor Lampenfieber übergeben habe. Ich konnte nicht zeigen, was ich kann. Alles war Krampf und Kampf, weil ich dachte, als Profi dürfe ich nicht unsicher sein. Deshalb bin ich doch Profi. So wurde alles immer schlimmer. Ich habe echt lange gebraucht, um zu kapieren, dass auch darin Professionalität besteht, dass ich sagen kann: „Wow, heute bin ich echt nervös. Aber ich gebe mein Bestes.“

Und an diesem Punkt kann ich anfangen zu arbeiten. Lampenfieber und Mechanismen zu verstehen. Konzepte entwickeln, Lösungen. Das hat sich zu einem weiteren Schwerpunkt meiner Arbeit entwickelt, weil nicht nur ich das brauche. Damit kann ich auch andere unterstützen. Und das fühlt sich noch einmal so gut an wie der Moment in dem Interview.

Ach ja, und dann: Ich bin in einer neuen Situation. Ich bin Geschäftsführerin. Neue Anforderungen, neue Arbeitsfelder. Es ist toll. Ich lerne und lerne. Es ist jeden (na ja, fast jeden) Tag super spannend. Und ich bin unsicher. Schon wieder! Natürlich!

Unsicher, ob ich genug arbeite, ob ich genug arbeite, aber zu wenig schaffe, ob zu langsam lerne, ob das, was ich kann, ausreicht, ob ich den Rest auch lernen kann, ob das, was ich bieten kann, überhaupt jemand braucht, ob meine Ideen Schnapsideen sind, ob sie vielleicht zu lange brauchen, um zu reifen, ob ich mir erlauben darf zu träumen und die Träume in den Tag zu holen, um aus ihnen Ideen, Visionen, Fakten zu machen. Ich habe eine großartige Partnerin, bei der ich unsicher sein darf und deshalb so sicher bin, dass alles möglich scheint. Irgendwie einfach nur geil

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